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Politik : Obama riskiert viel am Hindukusch

Die US-Regierung hat kurz vor dem NATO-Gipfel eine neue Afghanistan-Strategie vorgestellt. Danach sollen die Taliban mehr denn je auch in Pakistan bekämpft werden

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Barack Obama habe eine neue Afghanistan-Strategie gefunden, heißt es. Wer genauer hinsieht, wird feststellen, er hat die Petersberger Beschlüsse vom Dezember 2001 exhumiert, aber übersehen, dass seither mehr als acht Jahre vergangen sind. Seinerzeit beschloss auf dem Bonner Petersberg eine internationale Konferenz die politische Ordnung für ein Afghanistan ohne Taliban, hievte den Präsidenten Karzai ins Amt und bekannte sich zur Korrespondenz von militärischem und zivilem Engagement – im Klartext: von Besatzung und Wiederaufbau. George Bush konnte dem nie viel abgewinnen. Er führte seinen eigenen Krieg, nutzte dazu die Operation Enduring Freedom (OEF), bei der die Amerikaner das Kommando hatten, und scherte sich wenig um humanitäre Gesten.

Präsident Obama will nun zurück auf den Petersberg. Er hofft, dort die Verbündeten zu treffen, die er braucht, um am Hindukusch zu überleben. Wenn im Juli oder August 100.000 Mann (statt der bisher 70.000) internationale Truppen in Afghanistan stehen, soll diese Zahl nicht allein deshalb erreicht sein, weil dort mehr US-Soldaten kämpfen, sondern die europäischen NATO-Alliierten gleichsam aufstocken. Ein Kontingent dieser Stärke lag für die Petersberg-Diplomatie Ende 2001 jenseits des Vorstellbaren. Das war der Überzeugung geschuldet, einen solchen Einsatz würden die Entsende-Staaten niemals schultern, hatte aber auch mit der vermeintlichen Gewissheit zu tun: Die NATO wird sich niemals in einen Krieg am Hindukusch hineinziehen lassen – sie sollte in Afghanistan kein Protektorat unterhalten und damit den Taliban einen strategischen Vorteil verschaffen: mehr Vorkämpfer staatlicher Souveränität als Vorbote eines islamistischen Regimes zu sein.
Genau das ist passiert. Der Westen, besonders die USA, die bekanntlich nach Afghanistan gingen, um sich für den 11. September 2001 zu rächen, stehen vor der Alternative: Entweder Rückzug, womit den Taliban die Macht in den Schoß fiele. Oder Angriff und Aufbau, um die Taliban auf Dauer auszuschalten und die Bevölkerung zurück zu gewinnen. Die Obama-Regierung entscheidet sich für Letzteres und geht ein extrem hohes Risiko ein. Wer wirklich einen Enthauptungsschlag gegen die Gotteskrieger des Mullah Omar führen will, der muss ihre Basis in Pakistan, der muss genau genommen einen Teil des politischen und militärischen Establishments in Pakistan treffen. Der regionalisiert diesen Krieg, der destabilisiert den pakistanischen Staat, der treibt den Taliban Verbündete in die Arme, von denen die bisher nur träumen können. Obama durchwatet den Klärschlamm absurder Irrtümer, wenn er diese Strategie als Generalangriff auf al-Qaida verkauft und den Eindruck erweckt, das Netzwerk Osama bin Ladens sei das ideologische Generalkommando des Gegners. Tatsächlich gibt es erhebliche Unterschiede zwischen al-Qaida und der Taliban-Führung, was etwas mit religiösen Wurzeln zu tun hat, vor allem jedoch auf die politische Aufwertung der Taliban als Träger des Widerstandes gegen die Besatzungsmacht zurückgeht.

Wer in der NATO dieser Strategie der Obama-Regierung folgt, sollte genau bedenken, worauf er sich einlässt. Die beabsichtigte Ausdehnung des Krieges nach Pakistan kommt einem Abenteuer gleich. Im März 1970, als die US-Armee in Südvietnam auf der Stelle trat und im benachbarten Kambodscha intervenierte, sollte das ein Befreiungsschlag sein. Wie sich bald zeigte, war es das Vorspiel für Abzug und Niederlage.
In Wirklichkeit gibt es keine Rückkehr auf den Petersberg, es gibt nur eine Rückkehr aus Afghanistan. Doch wie, das ist die Frage.

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